Selbstständigkeit wächst mit den richtigen Menschen
Eine Selbstständigkeit birgt viele Hürden und Challenges, doch sie kann auch sehr erfüllend sein. Und je länger man dabei ist, umso besser lernt man, damit umzugehen.
Diese Erfahrungen mal aufzuschreiben, lag mir schon seit einiger Zeit auf der Seele. Denn von außen sieht man ja meistens nur einen kleinen Bruchteil des Business-Alltags. Und dann auch eher nur die positiven Dinge. Hilke Barenthien’s Aufruf zur Blogparade: Hätte ich das früher gewusst … Learnings aus meiner Selbstständigkeit hat mich dann aber dazu ermutigt, diesen Artikel endlich fertigzustellen und zu veröffentlichen.
Ich hoffe, er gibt Dir einen kleinen Einblick in meine Selbstständigkeit als Katzen- und Business-Fotografin. Und falls auch Du mit dem Gedanken spielst, Dein eigenes Business zu starten, kannst Du ja vielleicht sogar etwas für Dich selbst mitnehmen.
Was Dich erwartet
Es gibt nie den richtigen Zeitpunkt
Als ich mich 2017 nebenberuflich selbstständig gemacht habe, hatte ich stets das Ziel, dies auch mal in Vollzeit ausüben zu können. Wenn es sich denn rentiert…
Doch schnell musste ich merken, dass es so gut wie unmöglich ist, neben einer Vollzeitstelle im Management mit 40+ Wochenstunden ein rentables Business aufzubauen. Vielleicht mag es Menschen geben, die das schaffen, aber mir fehlte dazu einfach die Energie.
Und so entschied ich mich Mitte 2019 zum „Sprung ins kalte Wasser“. Mit einem kleinen angesparten Rückenpolster und relativ guten Bedingungen, aus der Firma auszuscheiden, wollte ich mich ab März 2020 dann nur noch um die Fotografie kümmern.
Was dann geschah hat die ganze Welt mitbekommen.
Und ich war nicht die einzige, die auf einmal voll ausgebremst wurde. Gut, wir haben alle das Beste aus der Situation gemacht. Doch all das hat mir im Nachhinein mal wieder aufgezeigt, dass es nie den richtigen Zeitpunkt gibt.
Du kannst noch so viel planen und vorbereiten — die Wirklichkeit sieht eh ganz anders aus. Also mach es einfach. Höre auf Deinen Bauch, denn der hat sich für mich damals richtig gut angefühlt. Und ärgere Dich hinterher nicht zu sehr, wenn es nicht so verläuft wie gehofft.
Ich hatte da so meine Momente, in denen ich mir wünschte, ich hätte anders entschieden. Allein aus finanziellen Gründen. Dennoch, wirklich bereut habe ich den Schritt nicht.
Keiner sagt Dir, wie schwer es wirklich wird
Vielleicht ist man ja beim Start in die Selbstständigkeit auch ein bisschen blauäugig. Und auch online wird Dir suggeriert, wie toll es doch ist, seinem Herzensbusiness nachzugehen.
Doch was Dir niemand erzählt?
- …dass Du die Tätigkeit, wegen der Du überhaupt selbstständig geworden bist, nur zu einem kleinen Bruchteil Deiner Zeit machst.
- …dass es wirklich lange dauert, bis Du ein funktionierendes Marketing System hast, mit dem Du Dich wohlfühlst und das Dir auch genügend Kunden einbringt.
- …dass Geldsorgen Dein ständiger Begleiter werden.
- …dass die Selbstständigkeit ganz schön einsam sein kann.
- …dass es nicht stetig bergauf geht. Die Selbstständigkeit ist eine Berg- und Talfahrt, bei der auch gelegentlich mal der Rückwärtsgang eingelegt ist.
Und dennoch, wenn Du dann endlich mal Erfolg hast, kann es so befriedigend sein, dass Du einfach nur grinsend durch die Wohnung tanzt und die ganze Welt umarmen möchtest.
Hilfe ist schwer zu finden
Leider sind die Behörden in unserem Land nicht gerade sehr freundlich und hilfsbereit, wenn es darum geht, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Man wird ziemlich allein gelassen mit all der Bürokratie und dem Papierkram. Und erwarte ja nicht, dass man Dir von sich aus Dinge erzählt, die für Dich von Vorteil sein könnten!
So hat es z.B. Jahre gebraucht, bis ich durch Zufall erfahren habe, dass ich mein Business gar nicht von Anfang an hätte anmelden brauchen. Sondern dass es vollkommen legal ist, sich nebenher mit einer als „Hobby“ deklarierten Tätigkeit ein bisschen Geld dazuzuverdienen. Natürlich nur in einem gewissem Maße, aber es hätte den Start wesentlich vereinfacht und den Stress rausgenommen.
Rückwirkend kann man dies natürlich nicht ändern. Aber genau deswegen schreibe ich es hier auf, damit vielleicht jemand anders davon profitieren kann.
Auch wird Dich niemand auf all die unterschiedlichen Business-Netzwerke und Gründungshilfen aufmerksam machen. Und die Suche danach ist wirklich mühsam.
Für Frauen im Raum Köln kann ich hier auf jeden Fall das Kölner Frauenportal empfehlen. Hierüber findet man jede Menge Organisationen und Veranstaltungen, die hilfreich sein können.
Wichtig ist aber, dass man sich darum bemüht und selbst Ausschau hält. Und das kann manchmal der Suche nach der Nadel im Heuhaufen ähneln.
Drum prüfe, wer sich bindet
Niemand kann alles wissen. Und das ist auch okay so. Daher ist es immer hilfreich, sich jemanden an Deine Seite zu holen, die Dich unterstützt.
Gerade durch die ganzen Beschränkungen während der Pandemie habe ich mich extrem auf meine Weiterentwicklung und Fortbildung gestürzt. Nicht nur im Bereich Fotografie, sondern besonders rund um Business Themen wie z.B. Marketing.
Doch es gibt jede Menge Anbieter und nicht jeder passt zu jedem. Und so habe ich nach und nach schon so einige Coaches ausprobiert. Leider oftmals mit eher mittelmäßigem Erfolg, so dass ich irgendwann verstanden habe, warum diese Berufsgruppe denn so einen schlechten Ruf hat.
Grundsätzlich ist die Idee ja gut, einen Experten zu haben, der Dir hilft, diverse Hürden zu meistern. Nur wenn sich die Probleme sammeln und keine wirklichen Lösungen kommen, die Dich vorwärts bringen, sind die meisten Coaches auf einmal sehr abweisend und schieben die Schuld auf ihre Schützlinge.
Kurz gesagt: Eine Garantie gibt Dir niemand!
Und das ist in den unterschiedlichsten Preissegmenten gleich. Gerade im Premium-Bereich wurde mir bei mehreren Kennenlern-Gesprächen eindeutig mitgeteilt, dass man keine Verantwortung übernehmen würde.
Andere hingegen versprechen Dir regelrecht das Blaue vom Himmel und lassen Dich dann doch fallen wie eine heiße Kartoffel, wenn es mal nicht läuft und sie selbst nicht weiter wissen.
Ich habe hier einiges an Lehrgeld gezahlt. Doch es hat mir auch aufgezeigt, was für mich und mein Business wirklich wichtig ist. Worauf ich selbst Wert lege und wie ich meine eigenen Kundinnen behandeln möchte.
Und mittlerweile bin ich dann doch fündig geworden und habe eine Gruppe gefunden, die mir genau das bietet, was ich brauche. Hat ja nur so ca. 5 Jahre gebraucht…
Online oder vor Ort? Das richtige Medium macht’s
Die so ziemlich wichtigste Tätigkeit in einer Selbstständigkeit ist das Marketing. Ohne Marketing keine Sichtbarkeit, keine Kundinnen.
Dabei kann Marketing die unterschiedlichsten Formen annehmen. Erst kürzlich habe ich in einem Workshop erfahren, dass es 60+ Möglichkeiten des Marketings gibt.
Da ist es natürlich nicht so einfach, das für sich selbst beste Medium zu finden.
In der heutigen Zeit bauen ja viele auf Social Media. Und gerade durch den visuellen Aspekt der Fotografie mag es vielleicht nahe liegend sein, dort anzusetzen.
Doch mit der Zeit habe ich festgestellt, dass sich das für mich nicht gut anfühlt. Ich bin an die Regeln dieser Plattformen gebunden, die sich auch noch alle Nase lang unbemerkt ändern. Das erzeugt eher Stress als dass es Spaß macht. Und es grenzt auch schon an ein Wunder, wenn ich denn mal überhaupt meine eigentliche Zielgruppe mit meinem Content erreiche.
Außerdem habe ich für mich persönlich gemerkt, dass mir der direkte Kontakt zu Menschen wesentlich besser liegt und ich hier auch entsprechend überzeugen kann. Und da ich in den meisten Fällen mit meinem Business auch eher regionale Kundinnen anspreche, habe ich mich nun verstärkt auf’s Netzwerken, Lifestyle-Märkte und lokale Medien fokussiert.
Hole Dir Unterstützung
Selbstständig zu sein bedeutet oftmals, einsame Stunden am Computer zu verbringen, z.B. um die Website zu betreuen, Social Media zu bespielen, Blog Posts zu schreiben, Buchführung, sowie weitere Büro- und Marketing-Aktivitäten.
Und im Gegensatz zum Büro in der Firma, gibt es da niemanden, mit dem man sich man kurz am Kaffeeautomaten austauschen kann. Außer Du hast vielleicht ein Haustier, mit dem Du zusammen eine kurze Pause von Business-Alltag einlegst.
Da kann es von enormen Vorteil sein, sich einen Business Buddy zuzulegen, mit dem man regelmäßig über den Stand der Dinge reden kann. Das muss nicht unbedingt jemand aus derselben Branche sein, kann aber hilfreich sein, wenn man vielleicht auch mal Ideen durchspielen möchte.
Ich habe diesen sogenannten Accountability Partner bereits seit mehreren Jahren und wir treffen uns mehrmals wöchentlich, um uns gegenseitig zu unterstützen und in die Verantwortung zu nehmen. Denn wenn Du Deine eigene Chefin bist, kann es schon mal ein leichtes sein, die selbst gesetzten Ziele und Deadlines nach hinten zu schieben. Und mit einer Partnerin an Deiner Seite, die ständig nachfragt, ist die Hürde dann schon mal etwas größer.
Wenn Du mehr über das Konzept erfahren möchtest, schau doch mal in diese Videos von Jack Canfield und Simon Sinek hinein.
Co-Working-Gruppen sind eine weitere tolle Methode, Dinge erledigt zu bekommen. Besonders wenn man wie ich zur Prokrastination (oder zu Deutsch: Aufschieberitis) neigt.
Es ist schon erstaunlich, wie viel man tatsächlich auch tut, wenn man nicht nur mit sich alleine ist, sondern am Ende der Zeit darüber Bericht erstatten muss.
Wenn Du übrigens nicht unbedingt an einen festen Arbeitsplatz gebunden bist (z.B. durch Daten auf einer externen nicht-mobilen Festplatte), kann es auch praktisch sein, sich gelegentlich zum Arbeiten entweder in ein Cafe zu setzen (das mache ich gerne zum Brainstormen) oder einen Platz in einem Co-Working-Space zu buchen (willkommen zurück im Büroalltag).
Das bietet ein wenig Abwechslung und bringt Dich mit anderen Menschen in Kontakt. Da fühlt sich das Arbeiten dann doch gleich viel leichter an.
Die Familie wird es nie verstehen
Als ich den Schritt in die Vollzeit-Selbstständigkeit gewagt habe, gab es nicht nur aufmunternde Worte, sondern auch einiges an Gegenwind. Natürlich wollte man nur mein Bestes, konnte aber nicht verstehen, warum ich einen „vermeintlich sicheren“ Job aufgab. (Das mit dem sicher hatte sich übrigens auch schnell erledigt, als meine ehemalige Abteilung aufgelöst wurde.)
Wenn Du niemanden in Deiner näheren Umgebung hast, der bereits selbstständig ist oder es zumindest mal versucht hat, wird man Deinen Argumenten niemals folgen können.
Mittlerweile hat meine Familie es eingesehen. Und auch meine Freunde unterstützen mich, bewundern mich teilweise sogar für den Schritt. Dennoch ist es sehr schwierig, mit ihnen darüber zu reden, denn es gibt einfach zu viele Details, die so anders sind als im Leben einer Angestellten.
Wie z.B. die Arbeitszeiten. Ja, ich habe keinen 9-5 Job mehr. Ich finde es toll, dass ich mir meine Zeit jetzt frei nach meinem eigenen Rhythmus einteilen kann. Das bedeutet, dass ich jetzt wesentlich flexibler in meinem Alltag bin. Aber auch, dass ich desöfteren Abends oder am Wochenende noch Dinge erledige.
Was im Umkehrschluss auch heißt, dass ich nicht unbedingt ständig verfügbar bin, nur weil ich Zuhause bin. Ich arbeite von dort!
Umso wichtiger ist es, sich tatsächlich einen Business Buddy oder einen Coach zu suchen, mit dem man dann auch mal über Misserfolge und Fehltritte sprechen kann, ohne dass sofort das typische „Hab’s doch gleich gesagt!“ kommt.
Wichtig ist bei allem, was Dir in den Weg kommt, auf Dein Herz und Deinen Bauch zu hören. Denn es wird immer wieder gut gemeinte Ratschläge von allen Seiten geben. Aber im Endeffekt bist Du es, die entscheidet. Und nur Dein Weg zählt!
Das heißt aber nicht, dass Du Dir keine Ideen oder Lösungsvorschläge von anderen (wie z.B. Coaches) anhören solltest. Ich finde es sogar wichtig, sich soviel Inspiration wie möglich zu holen. Nur entscheiden tust Du!
Wie siehst Du das? Bist Du bereits selbstständig und hast ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder spielst Du mit dem Gedanken, ein Business zu starten? Dann hoffe ich, ich konnte Dir einen kleinen Einblick in meine Welt und ein paar Tipps mitgeben.
Was sind Deine wichtigsten Erfahrungen? Ich freue mich über Deinen Kommentar.
Und wenn Du bereit bist, Deine eigene Geschichte mit authentischen Business Fotos zu erzählen, helfe ich Dir gerne dabei.